Zahl zum … Nachdenken: 6,2 Millionen

8,55 Millionen Menschen in Deutschland nehmen täglich ein Buch in die Hand. Das sagt die Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA). Lesen eröffnet uns neue Welten und den Zugang zu wichtigen Informationen. Was aber, wenn man als Erwachsener nicht lesen kann? Foto: Colourbox

Etwa 6,2 Millionen der erwerbsfähigen Erwachsenen in Deutschland können nicht richtig Deutsch lesen und schreiben. Dabei ist für mehr als die Hälfte von ihnen – nämlich für 52,6 Prozent – Deutsch eigentlich die Muttersprache. Das sind Ergebnisse einer Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2019, die mit Fördermitteln des Bundesbildungsministeriums entstanden ist – und für die rund 7.200 Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren befragt wurden.

Die Studie spricht von „gering literalisierten Erwachsenen“ – auch der Begriff funktionale Analphabeten fällt, wenn es darum geht, die Einschränkung der Betroffenen zu charakterisieren: Für diese Menschen stellen bereits das Lesen einer Bedienungsanleitung oder eines Behördenschreibens eine tägliche Herausforderung dar. Scham und Leidensdruck seien oft groß, schreiben die Studienautoren. Zwar seien über 60 Prozent der Betroffenen erwerbstätig, – finanziell bewegen sie sich jedoch eher im Geringverdiener-Bereich.

Schaut man sich die Ergebnisse verteilt nach Geschlechtern an, dann wird deutlich: Männer sind mit 58,4 Prozent häufiger betroffen als Frauen. Im globalen Vergleich ist dies übrigens genau umgekehrt: Weltweit leiden unter funktionalem Analphabetismus zu zwei Dritteln Frauen und Mädchen. 

Laut der Studie gibt es einen Zusammenhang zwischen Lese- und Schreibkompetenz und dem Schulabschluss: Demnach besitzen mehr als 60 Prozent der Menschen mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben keinen (zirka 22 Prozent) oder einen niedrigen Schulabschluss (zirka 40 Prozent). Und auch das Alter scheint eine Rolle zu spielen: Erwachsene über 45 Jahre machen einen großen Teil der Betroffenen aus, nämlich fast 47 Prozent.

Einen Lichtblick gibt es: Als 2010 zum ersten Mal ermittelt wurde, wie viele Erwachsene in Deutschland nur unzureichend lesen und schreiben können, galten noch 7,5 Millionen besagter Gruppe als funktionale Analphabeten. Die damals angestoßene Aufklärungsarbeit scheint geholfen zu haben, diese Zahl zu minimieren. Dennoch können auch die aktuellen Daten nicht zufriedenstellen. Hilfe finden Betroffene beispielsweise beim Alfa-Telefon.

Hier gibt es Hilfsangebote für Betroffene:
Das Alfa Telefon ist eine Info-Hotline für Menschen mit Lese- oder Schreibschwäche. Unter der Telefonnummer (0800) 53 33 44 55 kann man sich über Kurse und andere Hilfsmöglichkeiten informieren.


Der Bundesverband Alphabetisierung informiert auf seiner Homepage www.alphabetisierung.de zu allen Themen rund um funktionalen Analphabetismus


Auf der Plattform der Volkshochschulen kann man lesen und schreiben üben: www.ich-will-lernen.de

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